Wenn alles anders kommt als geplant

„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet.“ Oscar Wilde

Wenn ich groß bin, dann…..“,
„Wenn ich erst 18 bin dann….“,
„Wenn ich dann 30 bin, dann….“
„Wenn ich das erreicht habe, dann…“,
„Wenn ich den richtigen Partner habe, dann….“,
„Wenn die Zeit dafür reif ist, dann….“.

Hand aufs Herz, wie viele dieser „wenn, danns“ bilden wir gedanklich? Sind es 10, 100 oder sogar mehr als 1000?

Wir alle haben irgendwann einen Masterplan für unser Leben in unseren Köpfen manifestiert. Die einen vielleicht etwas vage und die anderen konkret und mit vielen Details ausgeschmückt. In der Theorie sieht dieser Plan so perfekt aus und hätte durchaus den Anspruch auf einen Award….“And the Oscar goes to…“. Wie perfekte Puzzleteile greifen die einzelnen Elemente ineinander und formen aus scheinbar unbedeutenden und bedeutenden Ereignissen das große Ganze. Das ultimative Bild, das unser Leben widerspiegelt und dafür sorgen wird, das unser Name in die Geschichte eingeht. Klingt großartig nicht wahr? Ist es auch. Jedenfalls in der Theorie, denn blöderweise hält sich das Leben so gar nicht an unsere minuziös geschmiedeten Pläne, denn wie wir mit zunehmendem Alter merken, kommt es erstens anders und zweitens als geplant.

Bis zu einem gewissen Alter nehmen wir die Hinterhältigkeit des Lebens -also diese Unverschämtheit sich nicht nach unserem Masterplan zu richten- hin. Wir haben noch Hoffnung. Hoffnung, dass sich das Blatt doch noch wendet und alles so wird, wie wir uns das vorgestellt haben. Schließlich haben wir ein Anrecht dazu das zu bekommen, was wir wollen. Meinen wir zumindest. Doch die Jahre ziehen ins Land und die Realität weicht immer mehr von unseren Wunschvorstellungen ab und irgendwann wird die Wahrheit unverkennbar und türmt sich wie ein unschönes Hindernis vor uns auf. 

Hindernis, noch betrachten wir es als solches, denn Hinternisse kann man ja überwinden, reden wir uns zunächst ein und merken dabei gar nicht, wie gut wir inzwischen darin geworden sind, uns selbst zu täuschen. Und so vergehen die Tage und unser Masterplan verschwimmt immer mehr und wird schwer erkennbar. Wie ein altes Polaroid, auf dem nur noch die Konturen zu erkennen sind. Wir funktionieren, aber irgendwie verlieren wir unser Leuchten und die Musik. Erst war sie noch so laut, dann wurde sie immer leiser und inzwischen ist nur noch ein dumpfes melodienloses Surren übrig. Und genau hier ist der Scheideweg.  Der Moment an dem wir die wichtigste Entscheidung unseres Lebens treffen müssen. Wir haben nur zwei Möglichkeiten. Wir bleiben in dieser Stagnation, geben uns unserer Melancholie hin und treiben im Wasser der Gewohnheit.

Das heißt wir gewöhnen uns an die zerplatze Seifenblase die unsichtbar über unseren Köpfen schwebt und uns von Zeit zu Zeit daran erinnert, wie es eigentlich hätte werden sollen
Oder und jetzt kommt das große ODER, wir akzeptieren und nehmen unser Leben an. Das Leben das die Wirklichkeit darstellt und nicht irgendwelche Hirngespinste unserer Köpfe. Den anders als das Erdulden birgt das Akzeptieren ein wunderbares Geschenk in sich: es befreit uns und gibt uns unser Leuchten und die Musik zurück. Erst wenn wir akzeptieren, dass vieles oder sogar alles anders gekommen ist, als wir dachten, können wir unser neues Leben annehmen uns es genießen. Dann sehen wir die vielen wunderbaren Möglichkeiten die wir vorher nicht erkannten, weil wir fast wie Blinde durch die Gassen unseres Lebens gestolpert sind.

Und wie der Dalai Lama sagte: „Bedenke: Nicht zu bekommen was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall.“ ist oft der Plan des Lebens sogar schöner und besser, als der Masterplan in unseren Köpfen.

Also für welchen Weg wollen wir uns entscheiden?